Hallo liebe:r Leser:in,hältst du dich für einen aufgeklärten Menschen? Ich mich schon und trotzdem gibt es immer wieder Blickwinkel, die ich noch nie eingenommen habe. Das habe ich vergangene Woche wieder gemerkt. Da ging es darum, dass Pfarrpersonen es aus Gewissensgründen ablehnen dürfen, homosexuelle Paare zu trauen. Klingt doch erst einmal ganz okay, oder? Schließlich bringt das der Beruf mit sich: nach dem Gewissen zu handeln. Moralisch zu sein, oder? Doch dann habe ich von Florian erfahren, wie es ihm mit dieser Option geht. Wie verletzt er als homosexueller Mann ist, dass man ihn deswegen zurückweisen kann. Das hat mich zum Nachdenken gebracht: Wieso darf Diskriminierung eine Gewissensfrage sein, Leser:in? Ich spitze das mal zu: Stell dir vor, ich möchte einen Mann heiraten, der eine andere Hautfarbe hat. Dann darf das niemand aus rassistischen Motiven ablehnen. Oder ich heirate jemanden, der eine Behinderung hat. Das darf auch niemand aus ableistischen Gründen ablehnen. Aber wenn ich eine Frau heiraten möchte, dann darf ich diskriminiert werden? Wieso? Sexualität ist nichts, was ich mir aussuche. Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Und nicht alles, was jemand tut, muss mir gefallen. Aber sobald unter dem Deckmantel der Gewissensfreiheit Diskriminierung erlaubt wird, finde ich das problematisch. Gewissensentscheidungen dürfen nicht auf Kosten von anderen getroffen werden. Das sollte sich auch die Kirche zu eigen machen, finde ich. Herzlichst, deine Esther.
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